"A journalist who is also a bad programmer, stylized in the style of Gary Larson"
Blauer Krake mit facebook-Logo (Quelle: pixabay)

Die Datenkrake Pfötchen geben lassen: Erste Recherche-Schritte mit der Facebook Graph Search

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man die Facebook Graph Search für sich nutzt, anhand eines einfachen Beispiels. Sie verdankt sich den TV-Volos im Recherche-Seminar bei der BLM, die das mit der Facebook-Suche noch einmal ganz systematisch haben wollten. Danke Lisa, Elena, Chris-Marie, Anja, Stefan, Felix, Anne-Lena, Nina, Sandra und Lukas!

Was die Graph Search ist, und warum wir von ihr nichts wissen

Wenn man etwas in das Facebook-Suchfenster eingibt, ist man meist enttäuscht – die Facebook-Suche ist schlecht, und sie wird nicht besser dadurch, dass sie in der Regel nur Posts von Seiten und Menschen zulässt, mit denen ich bei Facebook direkt oder indirekt verbunden bin.

Schon 2013 baute Facebook eine Suche, die erlaubt, nach den vielen Merkmalen zu filtern, die wir der Plattform verraten – da für Facebook alles, jede Seite, jeder Post, jede Eigenschaft, ein Objekt ist, kann man mit der Facebook Graph Search nach Beziehungen zwischen diesen Objekten suchen. Und das ist nachgerade unheimlich mächtig. So kann ich mir einfach anzeigen lassen, welche meiner Facebook-Freunde Helene Fischer mögen oder wer in meiner Nähe wohnt und als politische Überzeugung „Sozialist“ bei Facebook angibt.

Facebook machte diese Suche auf zwei Arten zugänglich:

  • über speziell konstruierte Links (oder, wie die Techniker sagen, über eine REST-API),
  • oder über die Möglichkeit, einfache Sätze ins Suchfeld einzugeben, die meist mit „people“ anfingen: „people who like Helene Fischer“.

Bei der zweiten Möglichkeit gibt es einige Hindernisse:

  • Lange Zeit bekam man die Graph-Search-Treffer nur angezeigt, wenn man Facebook auf die Sprache „US-English“ umstellte. (Bei manchen Nutzern scheint das immer noch so zu sein, weshalb Profi-Rechercheure ihr Facebook besser auf Englisch nutzen.)
  • Sie funktioniert weiter nur auf dem Desktop – nicht auf Mobilgeräten, insbesondere nicht auf dem iPad.
  • Man muss wirklich genau die richtige Bezeichnung des gesuchten Objekts treffen, sonst geht die Suche ins Leere. Das ist – wenn es der Name einer Seite ist, die Leerzeichen enthält, wie in unserem Beispiel – oft praktisch unmöglich.

Schlussfolgerung: Wer die Graph Search professionell einsetzen will, nutzt besser Möglichkeit 1: speziell konstruierte Links. Eine tief gehende Übersicht findet sich in diesem wunderbaren Beitrag der Research Clinic. Man kann viele unheimliche Dinge tun mit der Graph Search, nützliche und alberne (dieser Feed hier zeigt zum Beispiel alle öffentlichen Posts, die das Wort „Wiederstand“ [sic] enthalten; das ist gruselig und lustig zugleich.)

Da die Researchclinic-Übersicht über die Graph-Search-Befehle ziemlich nerdig ist, hier eine einfache Schritt-Für-Schritt-Anleitung für eine einfache Recherche-Aufgabe: BR-Mitarbeiter finden und nach ihrem Verein sortieren – und so Mitarbeiter der Sportredaktion identifizieren.

Eine Beispiel-Recherche: Sportkollegen!

Als Beispiel wollen wir suchen (und finden):

  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BR,
  • die (Facebook-)Fans des FC Bayern München sind
  • und auch die Seite des TSV 1860 München geliked haben.

Da die letzten beiden Merkmale bei echten Menschen kaum je zusammen auftreten dürfen, wenn nicht triftige Gründe dafür vorliegen – beispielsweise berufliche – können wir davon ausgehen, dass sich unter den Gefundenen ein hoher Anteil Sportredakteure befindet.

Los geht’s.

Im Anschluss dann noch ein paar Tools, die uns in vielen Fällen das Link-Konstruieren abnehmen.

Graph Search Level 1: Finde Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks

Graph Search Level 2: BR-Mitarbeiter, die FC-Bayern-Fans sind

Graph Search Level 3: BR-Mitarbeiter, die Fans vom FC Bayern UND von 1860 München sind (=vermutlich die Sportredakteure)

Dieses Verschachteln von Suchen funktioniert nach Experimenten von Henk van Ess bis zu sechs Ebenen tief.

Ein Tipp und drei Werkzeuge

Auch mit der fantastischen Anleitung der Research Clinic muss zumindest ich immer ein wenig experimentieren; manchmal ist es auch einfacher, statt der ID den Namen des Objekts oder der Eigenschaft zu verwenden, die man sucht – bei Suchwörtern sowieso. Da kommt dann noch eine Geekerei hinzu: Leerzeichen müssen durch %20 ersetzt werden, zum Beispiel so:

https://facebook.com/search/str/macht%20liebe/

Wer sich all das nicht antun will, kann auf diese prima Werkzeuge zurückgreifen:

  • Das 1telligence Facebook Search Tool hilft, sich die Suchstrings zusammenzuklicken.
  • Der Journalist und Webrecherche-Guru Henk van Ess hat eine experimentelle Suchmaschine gebaut – sie zeigt, was geht, und ist ganz gut, um nach Menschen zu suchen, die man schon kennt.
  • Das hier ist eher ein Verkaufstool als ein Recherchetool: Der Macher der IntelTechniques Facebook Search verdient sein Geld mit Auskünften und benutzt diese Seite als Kompetenzausweis. Wer rund um eine einzelne Person recherchiert, könnte damit fündig werden, wenn…

Nicht vergessen: Freundschaft muss dabei sein!

…Facebook die Treffer auch anzeigt: das meiste, was gepostet, geteilt und geliked wird, ist dann doch nicht öffentlich und nur für die Facebook-Freunde (oder gar noch einen exklusiveren Adressatenkreis sichtbar.) Sprich: Die Graph Search ist nicht dazu gedacht und geeignet, in Bereichen zu recherchieren, die nicht öffentlich und nicht für mich freigegeben sind.

Wirklich viel erfährt man via Graph Search also nur von Menschen, mit denen man bei Facebook befreundet ist.

Auch lesenswert:


Kommentare

Eine Antwort zu „Die Datenkrake Pfötchen geben lassen: Erste Recherche-Schritte mit der Facebook Graph Search“

  1. […] Stalkscan ist seit dem 14. Februar 2017 verfügbar. Der belgische Programmierer Inti De Ceukelaire (Twitter-Profil) hat ein Tool entwickelt, mit dem man bei sich und bei anderen Facebok-Usern ermitteln kann, was bei Facebook öffentlich sichtbar ist. Grundlage für die Analyse ist die „Graph Search“ von Facebook, die nun auch in Deutschland verfügbar ist. Beitrag zur Nutzung der Facebook Graph Search bei Jan Eggers […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert